Namibia | Sonntag, 2.6.

Windhoek => Rundu

Frühstart: um 7 Uhr sind wir schon auf der Strasse, fahren noch vollkommen müde und dünn häutig durch Katatura, entsetzt über die müden fahlen Gesichter der Menschen, die aus den übelsten Löchern am Straßenrand kriechen, ihre wenige Habe, eine Wolldecke, fest umklammert… an der Tanke holen wir uns einen Kaffee, lassen aber die Karre hier nicht aus den Augen. Überall stehen durchfrorene Menschen mit verschlagenen Blick, oder ist das nur meine Wahrnehmung?, herum. Einer versucht tatsächlich Frank Geld fürs Parken vor der Tanke abzunehmen, wird aber sofort von einem Securityman verjagt… Wir sind froh dort weg zukommen.

760 km bis Rundu, im Norden Namibias, alles bis dorthin geteert Gott sei Dank. 120 Stunden km Bleifuß, zumindest stellen wir uns das so vor. Tschja, wir stellen beim ersten Tankstopp fest, dass die guten Wasserkanister, die wir den langen Weg bis hier her mitgenommen haben, undicht sind und das Wasser unten in die Kiste rein geflossen ist, in der das Bettzeug liegt… geschickter Weise übernachten wir heute in der Karre… also alles raus, in Tüten verpacken und hoffen, dass noch nicht alles durchnässt ist. Die Kanister schenken wir einem Tankstellen Mann, der das gar nicht verstehen kann, uns anbietet die Dinger zu reparieren, sich dann aber freut und wundert, als wir das nicht wollen!

Die Fahrt verläuft ruhig, wir hören Hörbuch und cruisen ganz ungestresst über die Strassen. Hin und wieder geht es durch sehr arme, aber saubere Dörfer, hier liegt nichts rum, die Grale sind penibel sauber gefegt… an den Strassen spielt sich das Leben ab, wir sehen Kinder mit den Drahtautos spielen, die für uns in Europa als typisches Kinderspielzeug des armen Afrikas gelten, mit Stöcken bunte Blechdosen vor sich her treibende Kinder, die damit auch wieder unsere Klischees bedienen… unter mächtigen Bäumen Menschenversammlungen, Stuhlkreise quasi, Kinder und Frauen beladen mit Kanistern beim Wasser holen, Esels Karren, die das Wasser heranholen vom Fluss und hier dann verkaufen, Ochsenkarren gelenkt von kleinen Jungs, bunt gekleidete Frauen, mit schweren Lasten aller Art auf dem Kopf, unter den Armen, das Baby auf dem Rücken mit aufrechtem Gang.

Es fällt mir aber eines auf: es lacht kaum jemand, noch nicht mal die Kinder… die Menschen wirken verhärmt, verbittert, mürrisch, unglücklich und unzufrieden… Eine bedrückende ein wenig aggressive Stimmung… ich fühle mich nicht wohl, möchte hier nicht aussteigen und schäme mich dafür. Gerade hier sollte man anhalten und eines der Schälchen kaufen an einem der Straßenstände, da käme das Geld bei den Richtigen an, aber ich traue mich nicht, möchte hier einfach gar nicht anhalten… typisch Touri! Pfui, schäme Dich!

Es wird in Rundu, der Stadt, nicht besser, eher noch schlimmer, ich bin froh, als wir in der N’Kwazi Lodge ankommen, einem herrlichen Plätzchen Erde direkt am Fluss. Wir schaffen es gerade noch auf das Bott, die sunsetcruise beginnt… wir zuckeln den Okavango ein Stückchen rauf, sehen unser erstes Hippo und ein paar Comorane, ansonsten nur badende, waschende oder Wasser holende Menschen, und genießen die Ruhe auf dem Fluss, machen ein paar Sonnenuntergangsphotos.

Am Ufer direkt am Wasser steht eine alte Frau mit einem vielleicht zweijährigen Kind… sie geht in aller Ruhe ein großes Stück weg, lässt das Kleine ganz allein dort stehen… in dem Fluss gibt es Krokodile… aber das Kind überhaupt alleine da stehen zu lassen… für uns Europäer undenkbar…

Wir haben dekadent ein Abendessen gebucht und bereuen es nicht eine Sekunde… in schönem Ambiente lassen wir es uns am Feuer gut schmecken und fallen mit übervollen Bäuchen auf die Matratze.

Ab ca 4 Uhr wird es saukalt im Trax… so kalt, dass ich noch nicht mal mehr auf den Pipieimer möchte, und somit auch nicht mehr einschlafen kann…es ist völlig still, keine Geräusche rundherum, das setzt erst mit Sonnenaufgang wieder ein.